Vor einiger Zeit brüsteten sich die Freinsheimer in der Rheinpfalz mit ihrem 3:0 im vermeintlichen Rivalitätskampf gegen Weisenheim am Sand. Zweifelsohne fühlten sich einige Weisenheimer durch das selbst gebaute Eisentor, das einst in einer Hexennacht auf der „Weisremer Quetsch“ platziert wurde und für Aufsehen sorgte, pikiert. Doch man entschied damals, einen kühlen Kopf zu bewahren und sich nicht auf solche Weise erniedrigen zu lassen.
Als es jedoch nun zu zwei weiteren „Schlägen“ seitens der Freinsheimer kam, die auch noch in recht kurzer Zeit aufeinander folgten, begann man, sich Gedanken über das Verhalten der städtischen Bürger zu machen. Die Vehemenz der Freinsheimer, die Weisenheimer Flagge um keinen Preis herauszurücken, verursachte natürlich zunächst großen Unmut bei den Weisenheimer Bürgern.
Jedoch stellte sich entgegen der ursprünglichen Annahme, die Aktionen der Freinsheimer seien Ausdrücke ihrer angeblichen Macht/patriotisch begründet, Erstaunliches heraus: nach dem in Auftrag gegebenen psychologischen Gutachten zu urteilen ging es hierbei um den unerfüllten Herzenswunsch der Freinsheimer, zu Weisenheimer Bürgern zu werden.
Nicht umsonst standen bis vor Kurzem an allen Ortseingängen Freinsheim süße Sandhäschen, die Vorbeifahrenden und Besuchern der Stadt frohe Ostern wünschten. Auch dabei handelt es sich um einen versteckten Hinweis darauf, wie es den Freinsheimern wirklich geht. Die Demonstration der gefangenen Flagge auf dem Fastnachtsumzug diesen Jahres war ein metaphorischer Ausdruck der Freinsheimer für deren gefangene Herzen. Diese würden erst Befreiung erfahren, wenn man sie offiziell als Weisenheimer anerkennt und die Flagge in ihren rechtmäßigen Besitz übergeht. Der verzweifelte Versuch der Freinsheimer, sich durch den Klau der Fahne zu Weisenheimer Bürgern zu machen, veranlasste einige Sandhasen nun gnädig zur Tat zu schreiten. In der Nacht zum 1. Mai 2019 setzten sie ein Zeichen.
In Anlehnung an Christo, den weltbekannten bulgarischen Künstler, der die Deutschen durch seine Reichstagsverhüllung beeindruckte, ziehen nun die kühnen Sandhasen die gesamte Verbandsgemeinde in ihren Bann. Durch die Verhüllung des Eisentors mit der Weisenheimer Fahne wurde die Verbandsgemeinde Freinsheim nun feierlich zur Verbandsgemeinde Weisenheim am Sand deklariert und der langersehnte Wunsch der Freinsheimer erfüllt.
Um die Fassade der neugewordenen Weisenheimer Stadtmauer nicht zu beschädigen, wurde bei der Befestigung der Fahne akribisch auf die empfindliche Struktur des denkmalgeschützten Eisentors geachtet und entsprechende Vorkehrungen getroffen. Wohlwollend wird Verbandsbürgermeister Jürgen Oberholz bis zum Ende seiner Legislaturperiode als solcher anerkannt. Sollten Feinsheimer Bürger nun das dringende Bedürfnis verspüren, sich bei ihren Befreiern zu bedanken, so ist es ihnen gestattet, ab sofort jedes Jahr am 1. Mai Rosen im Stadtgebiet zu pflanzen.